Der große Förderer der Freundschaft zwischen Burgeis und Lohr

Nachruf: Sepp Peer, der Altbürgermeister aus dem Bergdorf, im Alter von 93 Jahren gestorben - Ein Leben für den Erhalt der Südtiroler Kultur

Bericht von Klaus Fleckenstein, 27.2.2015

31 Jahre führte der aus einer Burgeiser Bauernfamilie stammende Sepp ab 1949 als Ortsvorsteher das damals ärmliche Bauerndorf. Sein Leben lang hat er sich für den Erhalt der deutschsprachigen Südtiroler Kultur eingesetzt und Freundschaften für sein Dorf geknüpft.

»Dass so viele Lohrer diese herzliche Verbindung mit Burgeis haben«, sieht auch Lohrs 2. Bürgermeisterin Christine Kohnle-Weis als Peers Leistung. Sie wird an diesem Freitag den Trauerzug begleiten und am Grab für die Stadt Lohr dem Burgeiser Ehrenbürger ein letztes Danke sagen, dass die Patenschaft zur Freundschaft wurde und kein bloßes Lippenbekenntnis geblieben ist. 

Als Sohn von Kleinbauern kam Peer am 2. März 1921 in Burgeis zur Welt. Er besuchte die Oberschule in Meran und unterrichtete zwei Jahre als Lehrer im Vinschgau, wo zum Durchsetzen der Italienisierung der deutschsprachige Unterricht nur heimlich in »Katakombenschulen« laufen konnte.
1942 zog ihn die deutsche Wehrmacht ein, er kämpfte im Afrikakorps und geriet 1943 in Kriegsgefangenschaft.

Als er 1946 in sein Heimatdorf zurückkehren konnte, engagierte er sich sofort als Ortsobmann der Südtiroler Volkspartei und wurde 1949 Fraktionsvorsteher von Burgeis, das eine »Fraktion« (Ortsteil) der Großgemeinde Mals ist. Peer setzte sich in vielen Positionen für Dorf und Bauern ein: Er war Buchhalter der Molkerei, Lehrer der Landwirtschaftsschule in der geschichtsreichen Fürstenburg, baute Wasserleitung, Schule und Brücken über die Etsch fürs Dorf.

1969 führte ein Gewitter die Lohrer und die Burgeiser zusammen. Eine Reisegruppe von Mitgliedern des Kreistages Lohr kehrte wegen des Unwetters auf der Reschenpassstraße in Burgeis ein, erlebte herzliche Gastfreundschaft der gerade heimkehrenden Burgeiser Musikkapelle und erfuhr von den Sorgen eines armen Bergbauerndorfes.
Die Kontakte baute Sepp Peer aus. Zusammen mit dem Lohrer Bürgermeister Gerd Graf unterzeichnete Peer am 13. Mai 1972 die Patenschaft. Und mit dem Lohrer Unternehmer Georg Ludwig Rexroth und seiner Stiftung baute er am Tag darauf ein Sozialwerk auf, das vier Jahrzehnte lang verarmten Bergbauernfamilien half.
Das 850-Einwohner-Dorf blühte nach und nach auf, entwickelte sich zur Tourismusgemeinde. Mit Lohrer Unterstützung entstand ein Kulturhaus, bis heute Mittelpunkt des Gemeinschaftslebens und Ort der Feier der Patenschaftsjubiläen. »Ohne Lohrer Hilfe hätte sich Burgeis nicht so entwickeln können«, sagte Peer bei einer davon.
1997 bei der 25-Jahrfeier erhielt er vom Lohrer Bürgermeister Siegfried Selinger als Erster den neu geschaffenen Ehrenring der Stadt. Der bescheidene Südtiroler wollte ihn nicht nehmen. Die Ehre gebühre seinem Mitstreiter für Kultur, Tradition und Patenschaft, dem Musikkapellenchef Eduard Platzer.

Engen Kontakt hielt der Arbeitskreis auf Burg Rothenfels, dessen Ehrenmitglied Peer ist. Herbert Brehm, der langjährige Vorsitzende, erinnert sich an viele Begegnungen. Schon bei seinem ersten Besuch in Burgeis 1970 habe er gespürt: »Hier wächst eine Freundschaft zwischen den Südtirolern und den Franken«.