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China

Zwischen Steppe und Großstadtdschungel

Zeitungsartikel aus dem Lohrer Echo, vom 2. Juli 2007 von Andres Schantz

 Weite, menschenleere Steppen in der Mongolei und verstopfte Großstadt-Highways in China, das bodenständige Leben der Nomaden im Terelj -   Nationalpark und in die Höhe schießende Hochhausviertel in Peking und Schanghai. Auf einer Reise voller scharfer Kontraste war eine 25-köpfige Gruppe des    Arbeitskreises auf Burg Rothenfels, die Mitte voriger Woche aus Asien  zurückkehrte. Aufschlussreicher als die Sinneseindrücke während der zehntägigen Tour durch die Mongolei und China waren die Informationsgespräche die Robert Engelhardt arrangiert hatte. Der ehemalige Berufsschuldirektor aus Lohr war acht Jahre für die Hanns-.Seidel-Stiftung (CSU) in China und der Mongolei und leitete das Koordinierungs- und Informationszentrum der Stiftung in Peking  

Beim Ex-Präsidenten

So trafen die Asienreisenden den ehemaligen Staatspräsidenten der Mongolei Dr. Punsalmaagiin Ochirbat sowie den deutschen Botschafter Dr. Ulrich Dreesen und ließen sich in Schanghai über die Wirtschaftsbeziehungen informieren. Quintessenz: Die asiatischen Länder bieten deutschen Unternehmen nach wie vor große Chancen und werden mit ihrer Dynamik Westeuropa weiterhin in den Schatten stellen. Das trifft vor allem auf China zu, in Grenzen auf die Mongolei. Auch in dem  mit 2,7 Millionen Einwohnern dünn besiedelten Flächenstaat (1,5 Millionen Quadratkilometer Staatsgebiet) hat die Moderne Einzug gehalten. Ein Handygespräch in der Jurte, dem Nomadenzelt, ist mittlerweile so üblich wie der Verkehrsstau auf den hoffnungslos überlasteten Straßen der Hauptstadt 13Jan Bator. Die Entwicklung, die das Land seit 1991 gemacht hat als sich die seit 1921 sowjetische Mongolei unabhängig erklärte, zeichnete Dr. Ochirbat nach. Er war der erste Präsident des seit 1992 als demokratische Republik verfassten Staates und ist heute als Verfassungsrichter tätig. Dr. Ochirbat beschrieb, wie “dem Volk das Eigentum zurückgegeben« wurde. Mittlerweile würden 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts von der Privatwirtschaft erbracht, Vor allem wegen vieler Bodenschätze biete sein Land viele Felder für gemeinsame wirtschaftliche Tätigkeiten. Allerdings seien die deutschen Unternehmer zu zurückhaltend. So würden die Deutschen zwar bei der geologischen Erkundung vorbildliche Arbeit leisten, die Ausbeutung der Bodenschätze aber anderen Ländern überlassen, Auch die deutsche Politik sollte die Mongolei nicht aus den Augen verlieren: Für die Mongolei sei Deutschland als wichtiges EU-Mitglied eine Eingangstür zu Europa, für Deutschland könne die Mongolei ein »Fenster zu den großen    Nachbarn China und Russland sein. Diese Einschätzungen stützte der deutsche Botschafter in der Mongolei bei einem Abendessen mit der Reisegruppe. Die Mongolei habe sich nach der Unabhängigkeitserklärung auf die Suche nach dem »dritten Nachbarn« gemacht, um  das Verhältnis zu China und Russland auszubalancieren sagte Dr. Ulrich Dreesen. Nach den USA und Japan sei Deutschland der wichtigste politische Partner. Auch in der Wirtschaftspolitik sei man im Kontakt, betonte Dreesen und  verwies auf den Besuch des deutschen Wirtschaftsminister Michael Glos in dieser Woche. Bei einem Außenhandelsvolumen von 60 Millionen US-Dollar sei aber noch Spielraum drin«. Wie Dr.Ochirbat bemängelte er das zaghaft Auftretender deutschen Unternehmer. Auch leise Kritik an der Bundesregierung äußerte Dr. Dreesen auf  Nachfrage aus der Gruppe: »Die Darstellung der Asienpolitik leidet unter einer zu starken Konzentration auf China,« China werde zwar der wichtige Markt bleiben, dennoch sollte Deutschland seine andere Freunde in Asien nicht in die zweite Reihe schieben -  zumal China kein demokratischer Staat sei. Japan, Indien und die   Mongolei hingegen schon.Demokratie und Menschenrechte waren auf, den weiteren Reiseetappen der Arbeitsgruppe in China zwar kein offizielles Thema, wurden jedoch angesprochen. Dabei zeigte sich, dass die chinesischen Gesprächspartner der sozioökonomischen Entwicklung des Landes Vorrang vor den individuellen Freiheitsrechten einräumten. So etwa der Unidozent Jing Daling, der mit seiner Ehefrau Dr.Gundula Henkel (Pressereferentin der deutschen Botschaft in Peking) und   Liu Guangyao (chinesischer Generalkonsul a.D. in Deutschland) den Besuchern aus dem Landkreis Main-Spessart bei einem Abendessen in Peking Rede und Antwort stand. Dem gegenüber beschränkte sich Holger Morneweg in Schanghai auf die wirtschaftliche Entwicklung Chinas und die deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen. Morneweg ist stellvertretender Geschäftsführer der German Industry & Commerce Co. Ltd., eines von der DIHK gegründeten Unternehmens, das deutschen Unternehmen in China viele Dienstleistungen bietet.  

»China Ist Chefsache«

Etwa 4000 deutsche Unternehmen sind bereits in China vertreten, so Morneweg, und China sei nach wie vor sehr attraktiv.  Allerdings müsse man nüchtern herangehen: »China ist Chefsache.« Zudem haben sich die Vorzeichen geändert »In vielen Bereichen sind die Chinesen ausgeschlafen genug, von selbst hochwertige Güter herzustellen,  vor allem Konsumgüter. « Nicht nur der Anspruch hinsichtlich der Qualität d& Pro4ukte ist gestiegen. Auch bei der Vermarktung müsse man nun »qualitativ hochwertig auftre-ten«,Mit anderen Worten: »Es ist hier nicht alles wesentlich anders.« Dass es dennoch Unterschiede gibt, erfuhr die Gruppe des Arbeitskreises durch das weitere Besuchsprogramm, das etwa die Verbotene Stadt in Peking und in Schanghai das aus dem Boden gestampfte Hochhausviertel Pudong umfasste. Zu den Höhepunkten der Reise zählten ferner die Fahrten mit der transmongolischen Eisenbahn über 1600 Kilometer von Ulan Bator durch die Wüste Gobi bis nach Peking sowie mit dem Transrapid zum neuen Flughafen in Schanghai.