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Wo Genschers Satz im Jubel unterging

Arbeitskreis Burg Rothenfels: In Prag auf dem Botschaftsbalkon auf den Spuren der deutschen Vereinigung

Artikel im Lohrer Echo,28.9.2010

MAIN-SPESSART. Auf dem »Genscher-Balkon« in der Prager Botschaft: Eine 24-köpfige Gruppe des Arbeitskreises auf Burg Rothenfels besuchte in Prag diesen historischen Ort, der am Beginn der deutschen Wiedervereinigung vor zwei Jahrzehnten stand. Von Donnerstag bis Sonntag war die Gruppe in der tschechischen Hauptstadt und konnte auf Vermittlung des CSU - Bundestagsabgeordneten Wolfgang Zöller einen Empfang in der Deutschen Botschaft wahrnehmen.

Palais aus der Barockzeit

Der Botschafter der Bundesrepublik, Johannes Haindl, der seit September 2009 in Prag ist, empfing die Teilnehmer auf dem »Genscher-Balkon« der Botschaft im Palais Lubkowicz. Dieses architektonische Filetstückchen aus der Barockzeit, erbaut nach 1702, ist seit 1973 Sitz der Deutschen Botschaft.1989 wurde es zu einem Ort deutscher und europäischer Geschichte, als für Tausende von Bürgern der damaligen DDR nach wochenlangem Warten auf dem Botschaftsgelände die Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland möglich wurde. Der damalige  Hans-Dietrich Genscher verkündete auf dem Gartenbalkon den fast 4000 DDR-Flüchtlingen die erlösenden Worte, die schon nach der Hälfte des Satzes im Jubel untergingen: "Wir sind zu ihnen gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise möglich geworden ist."

Eine Tafel auf dem Balkon und viele Bilder im Treppenaufgang sowie eine Skulptur »Quo Vadis« — ein Trabant auf Rädern — sind Zeitdokumente zur. Erinnerung an diesen besonderen Tag. Botschafter Haindl erläuterte neben seinen Aufgaben als Botschafter, die seit 1992 bestehenden deutsch-tschechischen Erklärung über gute Nachbarschaft und das Gesprächsforum seit 1997, eine jährliche Konferenz mit Gästen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur. Einen breiten Raum nahm die Diskussion ein, wobei er feststellte, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise auch in der Tschechischen Republik einen starken Rückgang des Ex- und Importes mit Deutschland verursacht hat, aber Deutschland immer noch der wichtigste Handelspartner ist. Leider stiegen auch die .Arbeitslosenzahlen von 4,2 Prozent (2008) auf 9,9 Prozent im Jahr 2009.

Skeptisch zum Euro

Die Einführung des Euro wird im Land nach wie vor kontrovers diskutiert und zur Zeit besteht keine Absicht auf Einführung. Nach diesen Informationen nahm die Besichtigung des Palais mit der neu hergerichteten Gartenanlage einen breiten Raum ein. In der Weltkulturstadt Prag besichtigte die Gruppe mit einer profunden - Kennerin Prags, Dr. Dagmar Rackova, viele Sehenswürdigkeiten wie den Burgberg Hradschin mit Prager Burg und Veitsdom, Karlsbrücke, Altstädter Ring mit Altstädter Rathaus sowie Wenzelsplatz. Abgerundet hat die Fahrt zu den Nachbarn in die Tschechische Republik eine Besichtigung der Brauerei in Pilsen und des zweitgrößten Heilbades im westböhmischen Marienbad