Zum Hauptinhalt springen

Informationreise in die Toskana

Die diesjährige fünftägige Informationsreise des Arbeitskreises auf Burgrothenfels führte in die Toskana. Sie stand unter dem Motto „Kunst, Kultur, Land und Leute“.

Es war eine äußerst  interessante und ereignisreiche Reise. Das Wetter spielte allerdings Kapriolen. Es begann bereits mit der Anfahrt. Die, die aus dem Maintal oder aus Partenstein kamen, mußten sich durch dichten Nebel quälen. Man fühlte sich in den November zurückversetzt; und das im Mai! Aber danach lief alles wie am Schnürchen. Nachdem wir mit den Reisebus unseres Mitglieds, der Firma Sommer, in Frankfurt angekommen waren, mußten wir –wegen einer Baustelle- vom Busparkplatz P 36 per Fuß und mit Koffern bepackt, zum Terminal 1 laufen. Alle hielten tapfer durch und wurden durch einen angenehmen Flug und ein leckeres Wurstbrot, das von der Lufthansa als Mittagessen serviert wurde, belohnt. Einige wagten sich schon im Flugzeug an den Wein. Als sich jemand aus unserer Gruppe besonders begeistert über den Rotwein aus Rheinland-Pfalz (?) bei der Stewardess äußerte, erhielt er zum Abschied von ihr die übrig gebliebene, angebrochen Flasche geschenkt! Die Freude war groß. Der Rest unserer Gruppe teilte diese Freude.

Der Transfer vom Flughafen Florenz zum Hotel Michelangelo in Montecatini Therme klappte vorzüglich. Unsere blonde, blauäugige Reiseleiterin Daniela, die uns die nächsten Tage souverän begleitete, begrüßte uns freundlich und führte uns zum Bus. Unser Busfahrer bewies uns sein Können sofort. Er fuhr die Kurve und die enge, mit Autos beparkte Straße, die zum Hotel führte, im Rückwärtsgang. Unsere Reisegruppe applaudierte begeistert. Wir fühlten uns bei ihm gleich sicher.

Nachdem die Damen (oder vielleicht sogar einzelne Herren?) die Koffer ausgepackt hatten, erkundeten wir die neue Umgebung. Einzelne gingen Richtung Montecatini Therme bergab. Die Mehrzahl entschied sich für Montecatini Alto. Alto bedeutet „hoch“. Das heißt, sie fuhren bergwärts –an Olivenhainen vorbei- mit der sogenannten „Seilbahn“. Eigentlich sind es zwei Waggons, die auf einem Gleis mittels eines Seiles in die Höhe gezogen bzw. herabgelassen werden. Die Steigung betrug dabei streckenweise mehr als 40 %.

(So könnte sich der Verfasser in Würzburg den Festungsaufzug vorstellen. Was manche sich wünschen, haben andere sicherlich schon annähernd hundert Jahre. Aber das ist ein anderes Thema und nicht Teil unseres Reiseberichtes. Aber es beweist zumindest, daß reisen manchmal bildet.)

Am nächsten Morgen, nach einem vorzüglichen Frühstück, fuhren wir bereits um 8.00 Uhr nach Florenz. Am Arnoufer stiegen wir aus. An der Nationalbibliothek vorbei wanderten wir Richtung Innenstadt zum Denkmal des Dante Alighieri und bestaunten von außen das Museo Casa di Dante, das sich in einem Turm befindet. Hier wurden wir von der Stadtführerin ausführlich über die Bedeutung Dantes aufgeklärt, dessen Hauptwerk die „Göttliche Komödie“  war, die in Italienisch und nicht in Lateinisch geschrieben wurde, was damals als revolutionär galt. Leider setzte der Regen ein, so daß sich manche, die keinen Regenschirm dabei hatten, einen solchen noch schnell besorgten.

Als wir später, aus einer Nebenstraße kommend, die Kulisse des Doms vor uns hatten, waren wir hingerissen! Die prachtvolle Fassade des im Stil der italienischen Gotik erbauten Domes, mit der gewaltigen Kuppel, die einen Durchmesser von 45 Metern hat und 114 Meter hoch ist, sowie dem 82 Meter hohen Glockenturm (Campanile) und der Taufkirche (Baptisterium) zeugen vom Reichtum der Florentiner. Sie begannen 1296 mit dem Dombau aus dreifarbigem Marmor. Er ist 153 Meter lang und 38 Meter breit. Santa Maria del Fiore, so heißt der Dom, ist die viertgrößte Kirche in Europa nach dem Petersdom in Rom, Saint Paul’s Cathedral in London und dem Mailänder Dom. Am Mittag hatten wir Gelegenheit, sein Inneres, insbesondere die Fresken in der Kuppel, die herrlichen Fenster und das Nordtor zu besichtigen. Den Campanile hätte man zu Fuß besteigen können. Diese Strapaze hoben wir jedoch für unseren nächsten Florenzbesuch auf.

Wir eilten weiter zur Piazza della Signoria mit den Skulpturen des Davids von Michelangelo sowie des Herkules von Baccio Bandinelli. An den Uffizien vorbei, die heute ein Museum sind, ging es zum wenige hundert Meter entfernten Ponte Vecchio. Hier konnten die Goldläden und die herrliche Aussicht auf den Arno bewundert werden. Während der großzügig bemessenen Mittagspause konnte jeder Sehenswürdigkeiten seiner Wahl, z.B. den Palazzo Pitti und viele andere, bewundern.

Am Nachmittag ging es zu einem Aussichtsplatz, der Piazzale Michelangelo, oberhalb von Florenz. Wir genossen den Rundumblick auf Florenz. Auf unseren Erinnerungsfotos sehen wir im Vordergrund eine traumhafte Stadt, dahinter eine Berglandschaft und darüber einen dramatischen Wolkenaufbau vor strahlend blauem Himmel. Das Wetter hatte sich während des Tages nachhaltig verbessert. Unsere Stimmung auch.

Am Freitag, den 13. fuhren wir um 9.00 Uhr nach Pisa und zwar ohne Umweg zum schiefen Turm. Um zur Anlage zu kommen, mußten wir einen Touristen-Shuttle, man könnte auch sagen, die Bimmelbahn  nehmen. Den letzten Rest des Wegs, der rechts und links von Verkaufsbuden gesäumt wurde, gingen wir zu Fuß. Als wir das Tor zur Anlage durchschritten, bot sich uns ein grandioser Anblick. Vor uns lag im weißen Marmor das Baptisterium, dahinter die Kirche und im Hintergrund der runde, schiefe Campanile. Das Überraschendste war für mich, aber nicht nur für mich, der Rasen. Es war der Traum eines Rasens! Sattgrün, gleichmäßig geschnitten und ohne jedes Unkraut! Dieser Rasen lenkte richtiggehend von den Ausführungen der örtlichen Führerin ab. Man mußte sich nachhaltig auf sie konzentrieren.

Der Grundstein für den schiefen Turm wurde 1173 gelegt. Er sollte 100 Meter hoch werden. Nachdem man bei der 3. Etage angelangt war, bemerkte man, daß der Turm sich neigte. Ursächlich dafür  war der Untergrund aus Sand und Lehm. Da das Problem damals nicht gelöst werden konnte, ruhte der Bau 100 Jahre. Danach baute man die nächsten vier Stockwerke entgegengesetzt zur Neigung. Der Turm ist dadurch nicht nur schief, sondern auch krumm. Heute ist er 74 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 12 Metern. Durch die Rettungsmaßnahmen von 1999 verlor er 10 % seiner Neigung. Heute kann er wieder gezielt begangen werden. Auch diese Begehung verschoben wir auf einen unserer nächsten Besuche. Man muß auch für zukünftige Aktivitäten noch Ziele haben! Außerdem mußten wir weiter zur Weinprobe. Wir waren vom Besichtigen durstig und hungrig geworden!

Nach der Ankunft im Weingut durften wir allerdings noch den längeren Ausführungen der marketingbeflissene Eigentümerin folgen. Danach gab es das, worauf wir uns schon seit einiger Zeit gefreut hatten: Wein, Brot, Salami, Schinken, Oliven und Olivenöl. Wir genossen die milden Gaben und verließen gutgelaunt, aber ohne Gesang, das Weingut, das knapp außerhalb des Chiantigebietes liegt.

Das nächste Ziel war Lucca. Lucca steht offensichtlich in Konkurrenz zu Pisa. (Irgendwie fühlte sich der Verfasser an das Verhältnis zwischen Lohr und Karlstadt erinnert.) Unsere Stadtführerin Anna, die allgemeine Anerkennung genoß, wies auch permanent darauf hin, daß die Türme in Lucca alle senkrecht stehen. Hier war es wesentlich ruhiger als in Pisa oder gar in Florenz, die Touristen waren auch weitaus geringer. Dennoch waren die Gassen romantisch und die Plätze interessant. Lucca wird auch das „Freilichtmuseum der Toskana“ genannt. Die Altstadt ist von Stadtmauern aus dem 16. und 17. Jahrhundert umgeben, die als baumbestandene Promenade ausgebaut sind.

Am 4. Tag unserer Reise ging es zuerst nach Siena. Gleich nach dem Ausstieg hatten wir einen herrlichen Ausblick auf den Dom. Es war bewölkt, dennoch war der Eindruck des auf einer Anhöhe stehenden Bauwerkes beeindruckend. Zuerst besichtigten wir die mächtige Backsteinbasilika San Domenico, in der sich die Kopfreliquie der heiligen Katharina befindet. Danach liefen wir durch enge Gassen und kamen am Palazzo Salimbeni vorbei wo die älteste Bank der Welt heute noch einen Sitz hat. Die Banca Mont di Paschi di Siena mußte in der Bankenkrise staatliche Hilfe in Anspruch nehmen,  erläuterte die Stadtführerin. Intensiv erklärte sie uns die einzelnen 17 Stadtteile mit ihren speziellen Fahnen. Beim traditionellen Pferderennen, dem Palio, treten die Stadtteile gegeneinander an. Das Rennen findet auf der Piazza del Campo zwei Mal im Jahr statt und dauert in der Regel weniger als zwei Minuten. Es ist das Ereignis des Jahres. Wir waren dafür zu früh in Siena. In der Mittagspause konnten wir die Umgebung der Piazza ausführlich erkunden. Sie Sonne verwöhnte uns mittlerweile und wir machten uns auf zu unserer zweiten Weinprobe in die Chiantiregion.

Die Fahrt dorthin war so, wie sich der Deutsche die Toskana zu dieser Jahreszeit vorstellt: Sonne, hügelige Landschaft, blauer Himmel bestückt mit weißen Wolken, grüne Wiesen und Wälder, Pinien, Olivenbäume und einzelne Häuser bzw. Weingüter in der Landschaft. Traumhaft! Wir wurden bereits erwartet. Das Haus strahlte italienisches Ambiente aus. Es ist auch auf den Etiketten der Weinflaschen des Weingutes verewigt. Wir durften ohne Vortrag sofort auf der Terrasse Platz nehmen. Die Weine waren gut, der Imbiss schmeckte uns. Bei frühlingshaften Temperaturen und Wein fühlten wir uns wohl. Entsprechend wurde gekauft. Ob uns der Wein zu Hause ebenso gut schmecken wird? Wir werden sehen! Alles im Leben endet. Leider. Als wir nach Montecatini weinselig zurück fuhren, hörte der Verfasser seit vielen Jahren Mitglieder des Arbeitskreises erstmals singen. Kritiker der Sänger merkten an, daß es ein dünner Gesang gewesen sei. Diese Kritiker haben natürlich das Frankenlied nicht mitgesungen. Ob sie den Text nicht kennen oder ob sie nicht singen können?

Am letzten Besichtigungstag zeigte sich das Wetter von seiner extremen Seite. Bei schönem Wetter fuhren wir nach San Gimignano, das auf einem Hügel liegt. Bei unserer Ankunft genossen wir den traumhaften Blick auf die toskanische Landschaft, die im Sonnenschein erstrahlte. Von der Stadtführerin wurden wir über den Frankenweg aufgeklärt, dem Gimiginano unter anderem seinen Reichtum im Mittelalter verdankt. San Gimignano ist ein mittelalterlicher Ort mit etruskischem Ursprung. Früher hatte er 77 Türme, von denen heute noch 13 erhalten sind. Sie werden als „Geschlechtertürme“ bezeichnet. Je höher der Turm, desto einflußreicher war das Geschlecht bzw. die Familie. Mittelpunkt des Ortes ist die Piazza della Cisterna. Ein weiteres Glanzstück ist der Domplatz mit dem Palazzo del Popolo. Auch die Fresken aus dem 14. Jahrhundert fanden unsere Bewunderung. Nachdem wir uns zu Mittag gestärkt und viele „das beste Eis der Welt“ geschleckt hatten, ging die Reise bei Hitze weiter in Richtung Volterra.

Als wir in Volterra ankamen, hatte unser Fahrer einen kleinen Unfall, der kleinere Schäden aber ein größeres Palaver nach sich zog. Es hatte geregnet und war kühler geworden. Als wir uns Richtung Stadtmitte begaben wurden wir von farbenprächtigen Oldtimern überrascht, die gerade vom beendeten Treffen wegfuhren. Glücklicherweise standen noch cirka ein Dutzend auf der Piazza dei Priori. Es waren alle Fabrikate und alle Farben vorhanden; selbst Rennwägen waren dabei. Insbesondere die Herzen der Männer, aber auch die mancher Frauen, schlugen höher. Unsere  Stadtführerin hatte Mühe ihre Schäflein einzufangen, um uns in den Dom zu führen. Die Fenster und die Kuppel waren nicht aus Glas, sondern aus lichtduchlässigem Stein, dem Alabaster. Volterra ist die Metropole der Alabasterproduktion. Als wir die Kirche verließen um zum Baptisterium zu gehen, sahen wir tiefschwarze Wolken. Im Baptisterium wurde die Ausstellung eines deutschen Malers gezeigt. Plötzlich ein Donnerschlag, der bei unserer Führerin einen riesigen Satz Richtung Ausgang bewirkte. Wir erwägten die Führung abzubrechen, setzten sie bei Regen jedoch fort und sahen das römische Theaters von einem Weg, der oberhalb der Ruinen vorbei ging. Danach waren wir froh wieder im Bus zu sein und Richtung Montecatini zu fahren.

Der Tag der Abreise war da. Wie immer im Leben: Es endet alles. Auch unsere Reise. Auf dem Weg zum Flughafen stimmten wir „Nehmt Abschied Brüder“ an. Unsere Reiseleiterin Daniela war gerührt. Der Abschied fiel auch ihr schwer. Im Flieger hatten wir eine kleine Weinprobe. Es wurde ein Roter und ein Weißer kredenzt. Sogar mehrmals. Manche sprachen von der dritten, der „Lufthansa-Weinprobe“. Die Landung war gut. Der Weg zum Busparkplatz P 36 waren ebenso beschwerlich wie auf der Hinreise. Unsere eingekauften Weine sind mittlerweile angekommen. Nicht allen schmecken sie so gut wie in der Toskana. Sie müssen dorthin zurückkehren. Vielleicht wieder in 10 Jahren mit dem Arbeitskreis auf Burgrothenfels?

               

Dr. Rudolf Fuchs

2. Vorstand des Arbeitskreises auf Burgrothenfels