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„Die wilde Berliner Medienpolitik“

Informationsabend der Sparkasse Mainfranken und des staatspolitischen Arbeitskreises auf Burg Rothenfels

Premiere in der neuen Stadthalle Lohr rund zwei Wochen vor der offiziellen Eröffnung: Die Sparkasse Mainfranken und der Arbeitskreis hatten rund 500 Geschäftskunden sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft eingeladen, um mit dem Publizisten Dr. Wolfram Weimer einen Blick hinter die Kulissen der medialen Macht zu werfen.

In seinem Vortrag „Die wilde Berliner Medienpolitik“ sprach der Gründer der Weimer Media Group und ehemaliger Chefredakteur renommierter Wirtschaftsmedien höchst unterhaltsam und kurzweilig von den Mechanismen, die heutzutage medientechnisch greifen.
„Sind Medien allmächtig oder haben sie gar keine Macht mehr?“.

Sparkassen-Vorstand Hermann Hadwiger zeigte auf, dass 70 Prozent der jungen Leute sich nicht mehr über die traditionellen Medien informieren, sondern ihr Wissen aus den Neuen Medien wie Facebook und anderen Online-Portalen beziehen. Das habe man an der Wahl in den USA gesehen, denn obwohl die Medien pro Hillary Clinton berichtet hätten, wurde Donald Trump gewählt. 
„Die aktuellen Nobelpreisträger sind heute kaum mehr medial sichtbar und bekannt“, sagte Dr. Wolfram Weimer. Promis wie Daniela Katzenberger haben eine wesentlich höhere mediale Sichtbarkeit „die genauso hoch ist wie die Sichtbarkeit aller deutschen Nobelpreisträger zusammen“. Dieser Trend zur Verdrehung der Hierarchien, verstärke sich seit einigen Jahren: 
„Menschen, die etwas Besonderes geleistet haben, wurden früher anders geachtet als heute“. Und: „Die Welt der Bühne hat die Welt der Wissenschaft abgelöst“.

Diesen „Soap-Effekt“ habe der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump perfekt zu nutzen gewusst, sein Familienleben inszeniert, sich durch seine TV Show bekannt gemacht und seine Mitbewerberin Hillary Clinton wiederholt als korrupte Frau dargestellt. 
„Kampagnen machen Images“, so Weimer weiter. Bewusste virale Falschmeldungen, die wochenlang im Internet kursierten, der sehr starke Slogan „Make America great again“ und die „Instant Geschichtsschreibung“ via Twitter nach und auch während Live-Auftritten festigten Donald Trump in den Köpfen der Wählerinnen und Wähler.
„Was wir in Amerika gesehen haben, ist auch bei uns in Deutschland der Fall“. Politik werde mediatisiert, die politische Macht sehen die meisten Menschen heute bei den Medien (Quelle: Uni Heidelberg). Erst an Platz zwei erscheint die Politik und an neunter Stelle die Verwaltung.
Früher war das anders: Die Politik war auf Platz eins, direkt gefolgt von der Verwaltung.

Für unsere deutschen Politiker heißt das, dass sie sich verstärkt selbst inszenieren müssen, um Erfolg zu haben. Schon bei Gerhard Schröder galt die Devise „Kanzler wirst Du mit der BILD und der Glotze“. Bilder sind dabei wichtiger als alles andere, denn „sie zeigen die Politiker, wie diese sich darstellen möchten“. Viele Politiker seien sich dessen sehr wohl bewusst und nutzen Bilder, um Themen emotional zu transportieren. „Angela Merkel als Klimaretterin auf Expedition vor schmelzenden Eisbergen“, erläuterte Wolfram Weimer das Bild, mit dem sich die Bundeskanzlerin vor einigen Jahren positioniert hatte. 
Galt im Jahr 1966 noch “There is no business like show business“, laute heute der Wahlspruch „There is no business without show business“.