Überzeugte Demokraten notwendig

60-Jahr-Feier: Arbeitskreis auf Burg Rothenfels blickt zurück - Zöller warnt vor Vertrauensverlust in politisches System

Artikel aus dem Lohrer Echo von Thomas Möhler

»Demokratie kann auf Dauer nur Bestand haben, wenn sie von den Menschen getragen wird«, betonte Wolfgang Zöller am Samstagabend im Rexroth-Betriebsrestaurant. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hielt vor rund 150 Teilnehmern die Festansprache bei der 60-Jahr-Feier des staatspolitischen Arbeitskreises auf Burg Rothenfels.
Dass fast jeder unter Demokratie etwas anderes verstehe, sei »nicht so problematisch, so lange die große Schnittmenge stimmt«, meinte der Abgeordnete. Die kurzlebige Weimarer Republik (1919 bis 1933) sei neben anderen Faktoren daran gescheitert, dass es zu wenige überzeugte Demokraten im Volk, im Parlament und in den Regierungen gegeben habe.

Eine immer geringer werdende Wahlbeteiligung und die zunehmende Politikverdrossenheit sollten nach Zöllers Worten »mahnen und aufrütteln«. Der Demokratie in Deutschland drohe ein »nachhaltiger Vertrauensverlust«. Ohne Vertrauen könne eine Demokratie aber nicht überleben. Eine weitere Lehre, die Zöller aus dem Scheitern der Weimarer Republik gezogen wissen will, ist die Notwendigkeit einer klaren Werteordnung auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes.

Respekt vor Meinung anderer
ArtikeI 1 des Grundgesetzes (»Die Würde des Menschen ist unantastbar«) sei die Reaktion auf eine menschenverachtende Ideologie. Alle Bürger seien aufgerufen, die Werteordnung des Grundgesetzes immer wieder aufs Neue mit Leben zu erfüllen«, betonte der Parlamentarier. Der Arbeitskreis auf Burg Rothenfels habe sich die Stärkungung des demokratischen Bewusstseins zur Aufgabe gemacht. Das könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden«, so Zöller. Für ihn bedeute‘ Demokratie den »Respekt vor der Meinung anderer«. Das lerne der Mensch in der Familie. In ihr werde die »Grundlage gelegt, ohne die eine demokratische Gesellschaft nicht funktionieren kann«. Vorsitzender Herbert Brehm (Waldzell) erinnerte daran, dass die Bundesrepublik Deutschland und der Arbeitskreis vor 60 Jahren gegründet wurden. »Das ist kein direkter Vergleich — oder doch?« 1949 seien viele Vereine entstanden, um »im Vorfeld der großen Politik« den neuen deutschen Staat mitzugestalten.
Der Arbeitskreis auf Burg Rothenfels, entstanden unter der Schirmherrschaft der Bundestagsvizepräsidentin Dr. Maria Probst, habe sich unter dem Motto »Gerechtigkeit schafft Frieden« daran gemacht, demokratisch denkende und handelnde Bürger heranzubilden. In den 60 Jahren habe Deutschland neun Bundespräsidenten und acht Bundeskanzler gehabt, der Arbeitskreis nur drei Vorsitzende. Brehm hob wesentliche Stationen der Arbeitskreisgeschichte hervor (wir informierten in einem Vorbericht).

»Ihre Arbeit kann sich sehen lassen«. bescheinigte Landrat Thomas Schiebel den Mitgliedern des Arbeitskreises. Seit 60 Jahren leisteten sie Überzeugungsarbeit im Dienste eines demokratischen Verständnisses. Es genüge nicht, eine Verfassung zu verabschieden, »Demokratie braucht überzeugte Demokraten«.
 Weitere Grußworte sprachen Bürgermeister Ernst Prüße, Bezirksrat Johannes Sitter (Gräfendorf), der Vizepräsident der Handwerkskammer Unterfranken, Walter Heußlein (Birkenfeld), und Franz Göpfert (Freunde der Meisterschulen Würzburg). 

Musikalische Gäste aus Burgeis

Der stellvertretende Arbeitskreisvorsitzende Michael Kreß (Rothenfels) zeichnete Herbert Brehm, der seit zehn Jahren Vorsitzender ist, mit der goldenen Ehrennadel des Vereins aus. Wolfgang Zöller bekam die silberne Ehrennadel, weil er dem Arbeitskreis »Türen zu Botschaften und Parlamenten in den besuchten Ländern« geöffnet habe.
Musikalisch gestaltet wurde die über zweistündige Feier von der Singgemeinschaft Burgeis (Südtirol) mit Dirigent Eduard Platzer. Dieser und Obfrau Hildegard Theiner überreichten Burgeiser Käse als Geschenk. Die Gäste aus Lohrs Patengemeinde waren von Bürg