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Informationsreise nach Südfrankreich

„Höhepunkte auf Rhône und Saône“

Reisebericht des Arbeitskreises auf Burg Rothenfels
 
Die diesjährige 8-tägige Informationsreise des Arbeitskreises auf Burg Rothenfels führte vom 25. April bis 2. Mai 2018 mit dem Bus nach Südfrankreich. Dort ging es mit dem Schiff „MS SWISS Gloria“ von der Schweizer Reederei Scylla AG auf Rhône und Saône von Lyon aus über 1.010 Km bis nach Les Saintes Maries de la Mer am Mittelmeer und zurück.         

Nach 760 km Busfahrt erreichten wir die 3. größte Stadt Frankreichs Lyon (mit 525.000 Einwohnern) am Nachmittag. Einschiffen und Bezug der Kabinen verlief reibungslos, sodass wir entspannt das erste Abendessen an Bord genießen konnten. Auffällig war der äußerst freundliche und kompetente Service bei Tisch. Nachts fuhr das Schiff von Lyon auf den Fluss Saône über Mâcon und Tournus nach Chalon-surSaône, wo wir frühmorgens anlegten.

Unser erster Landausflug führte uns nach Tournus.

Zunächst besichtigten wir die ehemalige Abteikirche Saint Philibert in Tournus. Sie zählt, gemeinsam mit der Abtei von Cluny, zu den wichtigsten romanischen Bauwerken Burgunds. Mit der fast fensterlosen Fassade wirkt die Abtei von außen eher schlicht, im Inneren allerdings bezaubert sie mit einer ungeahnten Vielfalt von Kreuzgängen, mächtigen runden Pfeilern und dem ältesten erhaltenen Chor. Nach der Besichtigung fuhren wir weiter durch die sanfte, hügelige Landschaft Burgunds und passierten pittoreske Dörfer. 

Anschließend Weiterfahrt zum Schloss Cormatin.  Das Renaissanceschloss ist von einem Park mit Wassergraben umgeben und wurde vom Gouverneur von Chalon im 17. Jahrhundert an der Stelle einer mittelalterlichen Burg erbaut. Die für Frankreich einzigartige Innenausstattung, u.a. mit ornamental bemalten Decken, mächtigem Treppenhaus und prächtig dekorierten Räumen, wurde von Pariser Künstlern geschaffen. 

Südfrankreich - Fortsetzung

Nach der Besichtigung fuhren wir zum Schiff zurück zum Mittagessen.

Am Nachmittag ging es frisch gestärkt zum 2. Ausflug des Tages durchs Weingebiet Burgund nach Beaune, das seinen Reichtum nicht nur der Lage inmitten des berühmten Weinbaugebietes verdankt, sondern auch den Herzögen Burgunds, die bis ins 14. Jahrhundert hier wohnten, bevor sie nach Dijon zogen. Das mittelalterliche Zentrum von Beaune und die Stadtmauer sind noch sehr schön erhalten. Während der Stadtbesichtigung erhielten wir einen Eindruck vom aus dem Weinhandel resultierenden Reichtum der Stadt.

Überall konnten wir Palastgebäude aus dem späten Mittelalter, der Renaissance und dem Barock bewundern. Besonders sehenswert war das Hôtel Dieu, Vorbild der gotischen Periode des burgundischflämischen Stils aus dem 15. Jahrhundert. Es wurde 1443 vom burgundischen Kanzler Rolin gegründet und bis 1971 als Armenkrankenhaus genutzt.

Heute ist ein Altersheim in Teilen des Gebäudes untergebracht, während der Rest als Museum besichtigt werden kann.  Herausragend unter den Kunstschätzen des Hôtel Dieu ist das große Polyptychon des Jüngsten Gerichts. Dieser aus neun Teilen bestehende, prachtvolle Flügelaltar wurde Mitte des 15. Jahrhunderts vom niederländischen Maler Rogier von der Weyden geschaffen. Natürlich darf keine Weinprobe in Burgund fehlen. Wir kehrten in einem urigen Weinkeller ein, wo uns vier verschiedene Weine zur Verkostung gereicht wurden. Danach ging es beschwingt zum Schiff zurück.

In der Nacht fuhr unser Schiff auf der Saône nach Mâcon zurück, wo wir am nächsten Morgen zu unserem nächsten Landausflug starteten. Ziel war das Benediktinerkloster Cluny, das wir bei bestem Wetter nach schöner Fahrt durch die Weinberge des Burgunds erreichten. Das Kloster war vor etwa 1100 Jahren mit großem Eifer und architektonischem Größenwahn errichtet worden. Unser Führer Philipp zeigte uns die ehemaligen Umrisse und faszinierende erhaltene Spuren des mittelalterlichen Klosters, welches auf eine ruhmvolle Geschichte zurückblickt. Nach einer ausführlichen Besichtigung mit einer gesanglichen Darbietung unseres Führers zur Veranschaulichung der Akustik kehrten wir aus Schiff zurück. Nach dem Mittagessen brachen wir bereits zur nächsten Erkundungstour ins Land der „Goldenen Steine“ auf.

Auf einer kurvenreichen Straße durchquerten wir das Land der Pierre Dorées, der goldenen Steine, dessen Name sich aus dem gelben Kalkstein der Häuser und Paläste ableitet. Das Gebiet zählt zu den schönsten Weinbaugebieten Europas, aus dieser südlichen Region stammt der Beaujolais. An Weinbergen entlang fuhren wir durch das Saône-Tal nach Anse und genossen bereits während der Fahrt den Panoramablick auf Weinberge und schmucke
Dörfer in der Hügellandschaft. In der Festungsstadt Oingt spazierten wir durch mittelalterliche Gassen und konnten die Aussicht auf die Berge des Beaujolais und das Azergue-Tal bewundern. Die ganze Nacht ging es durch eine ganze Reihe von Schleusen auf der Rhône flussabwärts bis wir am Morgen in La Voulte anlegten. Von hier starteten wir zu einem atemberaubenden Ausflug zu den Schluchten der Ardèche. 

Über Jahrtausende wurden Kalksteinfelsen von dem türkisgrünen, 120 km langen Fluss Ardèche ausgehöhlt. Dieses natürliche Phänomen hat eine außergewöhnliche Landschaft geschaffen, die zu den schönsten in Südfrankreich gehört. Nach einer Landschaftsfahrt durch das Naturschutzgebiet passierten wir den 34 m hohen Pont d´Arc, einen natürlichen Kalksteinbogen, der den Fluss Ardèche überspannt. Bei der anschließenden Fahrt über die Höhenstraße erlebten wir einmalige Ausblicke, bevor wir über eine schmale Seitenstraße einen Aussichtspunkt nahe der Grotte La Madeleine erreichten und den Blick über den „Dom“ genießen konnten, eine beeindruckende Steinformation in den Schluchten der Ardèche.

Der Nachmittag war dann erstmals zum Relaxen am Sonnendeck gedacht. Die meisten unserer 31köpfigen Gruppe nutzten jedoch die Zeit zu einem Bummel ins Städtchen Viviers. Im 5. Jahrhundert wurde Viviers zum Bischofssitz der Diözese ernannt. Da es während der französischen Revolution von Zerstörungen verschont wurde, weist es heute eine intakte mittelalterliche Struktur auf. Über zahlreiche Treppen gelangte man in die Oberstadt, wo die Kathedrale Saint-Vincent besichtigt werden konnte. Diese soll die kleinste Kathedrale Frankreichs sein, in der Gottesdienste abgehalten werden. Bei einem gemütlichen Sparziergang ging es gegen Abend zurück aufs Schiff.

Am Sonntag, den 29.4.18 erreichten wir bereits morgens um 5 Uhr Arles. Endlich konnten die meisten mal etwas länger schlafen. Auf eigene Faust wurde nach dem Frühstück in kleinen Grüppchen Arles erkundet. Arles wurde 1213 v. Christus von den Römern erobert, unter Constantin (308) Kaisersitz und von 395 bis 400 Hauptstadt von Gallien. Die Spuren der Römer sind auch heute noch unübersehbar und beeindruckend. Das Amphitheater (Les Arènes, 136 x 107 Meter) aus dem Jahr 46 v. Christus bietet Platz für 26.000 Zuschauer und wird heute für unblutige Stierkämpfe und Musikaufführungen genutzt. Das kleine Theatre Antique wurde 15 n. Christus unter Kaiser Augustus erbaut (Durchmesser 103 Meter, Kapazität 10.000 Personen). Am Nachmittag gings zum nächsten gemeinsamen Ausflug in die Camargue mit unserer begeisternden Führerin Andrea. Das Wetter war leider regnerisch, aber es konnte unsere Stimmung nicht schmälern.   

Die Camargue ist ein flaches Schwemmland der Rhône mit ihren zahlreichen Kanälen. Im Naturschutzgebiet des Rhônedeltas zählen u.a. die weißen Camargue-Pferde und die schwarzen Stiere zu den touristischen Attraktionen. Wir fuhren in strömenden Regen am Nordrand des flachen, salzigen Strandsees Étang  de Vaccarès entlang und konnten uns auf dem Weg zum Städtchen Les Saintes Maries de la Mer an der tollen Tierwelt nicht satt sehen. Tausende Flamingos säumten am Ufer und im Wasser unseren Weg, unterbrochen von ganzen Herden weißer Camargue-Pferde. Alle Naturliebhaber waren aus dem Häuschen.  

Noch am Abend ging es wieder flussaufwärts nach Avignon, das wir am Spätabend erreichten. Der Vormittag bot sich wieder für die meisten von uns zu einem Stadtbummel in Avignon an.  

Von den Römern gegründet wurde die Stadt im 14. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Städte Europas. Der Grund dafür war die Verlegung des Papstsitzes nach Avignon: Bedroht von der problematischen politischen Situation in Rom, nahm der französische Papst Clement V. (gestorben 1314) die Einladung von Philip le Bon an, im Jahr 1309 das Papsttum von Rom nach Avignon zu verlagern. Obwohl Gregor IX. (gestorben 1378) 1376 nach Rom zurückkehrte, unterstützen der französische König und seine Verbündeten die Forderungen von Clement VII. (gestorben 1394) als Gegenpapst. Das daraus resultierende große Schisma (Kirchenspaltung) blieb bis zur Wahl von Martin V. im Jahre 1417 bestehen. Die Ankunft des Papstes brachte einen Bauboom mit sich, dessen Ergebnisse noch heute bewundert werden können. Das komplexeste Gebäude ist der überwältigende päpstliche Palast. Dessen Baubeginn auf das Jahr 1335 zurück geht. Die Kathedrale Notre Dame mit ihrem Westturm (oberer Teil aus dem 15. Jahrhundert; Marienstatue aus dem 19. Jahrhundert) ist weitgehend spätromanisch (12. Jahrhundert). Die abwechslungsreiche Ausstattung der düsteren Innenräume umfasst die Grabstätte von Papst Johannes XXII. und einen bemerkenswerten Bischofsthron aus dem 12. Jahrhundert. 

Die meisten von uns regenerierten noch bei einem Espresso auf dem Marktplatz, bevor es wieder zum Mittagessen ans Schiff zurück ging.

Am Nachmittag begleitete uns wieder unsere Führerin Andrea zum „Pont du Gard“. Etwa 25 km von Avignon entfernt liegt in rauer und unberührter Landschaft am Gardon Ufer eines der Wunder des Altertums, die Brücke „Pont du Gard“. Sie zählt zu den wichtigsten erhaltenen Brückenbauwerken der römischen Antike und gilt als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Südfrankreich. Die Brücke entstand Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. als Aquädukt, um die Stadt Nîmes mit Wasser zu versorgen. Täglich flossen etwa 20.000 Kubikmeter Wasser über das 49 m hohe Aquädukt in die Stadt. Ab dem Mittelalter wurde Pont du Gard als Straßenbrücke genutzt. Seit 1985 steht die Brücke auf der Liste des UNESCO-Welterbes.  Bei heute strahlendem Sonnenschein bestaunten wir das Bauwerk. 

Danach schlossen wir den Nachmittag noch mit einer kurzen Weiterfahrt nach Uzès, dem ersten Herzogtum Frankreichs ab. Nach einem gemütlichen Spaziergang durch das geschichtsträchtige Örtchen mit gemütlichen Marktplatz kehrten wir aufs Schiff zurück, wo uns ein 6-gängiges Galaabendessen mit vorherigen Abschiedscocktail mit dem Kapitän und seinen Führungskräften erwartete. Die obligatorische Eisparade der Küchencrew durfte natürlich auch nicht fehlen. 

Am nächsten Morgen, dem 1. Mai kam so langsam Wehmut auf, da mit „Ausschiffungsinformationen“ sich das Ende der Reise so langsam ankündigte. Am Nachmittag ging es dann zur Stadtbesichtigung von Frankreichs 3. größter Stadt Lyon.  Zunächst fuhren wir zum Hügel Fourvière, der 43 v. Chr. von den Römern gewählt wurde, um  Lugdunum, das heutige Lyon, zu gründen. Hier besichtigten wir die im 19. Jahrhundert erbaute Basilika Notre Dame du Fourvière, und von hier konnten wir die Aussicht über die am Zusammenfluss von Rhône und Saône liegende Stadt genießen. Anschließend fuhren wir in die Altstadt (Vieux Lyon), wo ein ausführlicher Rundgang durch die Altstadt (Kopfsteinpflaster) erfolgte. Wir sahen u.a. den RenaissanceStadtteil Saint Jean mit einem der größten zusammenhängenden RenaissanceGebäudekomplexe Frankreichs.   

Es sei noch zu erwähnen, dass etwa ein Drittel unserer Gruppe an diesem letzten Abend ein besonderes Genusserlebnis suchte. Sie besuchten das französische Restaurant „L’Auberge du Pont de Collonges“  das vom berühmten Starkoch Paul Bocuse bis zu seinem Tod geführt wurde und seit 1965 durchgehend mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet ist. Sie wurden vom einzigartigen Ambiente verzaubert und genossen ein ausgezeichnetes Menü der Spitzenklasse inklusive ausgewählter Weine. Aber auch das letzte Abendessen an Bord für die „Daheimgebliebenen“ ließ keine Wünsche offen.

So schlummerten wir alle gut genährt und voller toller Eindrücke der letzten 8 Tage bis zum Ausschiffungsmorgen. Nach einer flotten, weitgehend staufreien Rückfahrt, kamen wir mit unserem Bus um 19:30 Uhr wieder am Ausgangspunkt unserer Informationsreise in Lohr an.

Hochwertiges Schiff; hervorragende Organisation an Bord und bei den Ausflügen; exzellentes Essen an Bord mit tollem Service; schönes Ausflugswetter bei lediglich einem Regentag mit guten bis sehr guten Führer/-innen bei den Ausflügen; ereignisreiche und geschichtsträchtige Route in einer herrlichen Landschaft.  Dazu die schon legendäre Pünktlichkeit der ganzen Gruppe und die gute Stimmung und angenehme Atmosphäre machen Lust auf die nächste gemeinsame Informationsfahrt im Jahr 2019. Hierzu bittet die ganze Vorstandschaft um Vorschläge aus dem Kreis der Mitglieder.